RUN!
Nach beinahe 8 Stunden Renndauer ging es in die zweite Wechselzone. Laura und Christoph erwarteten mich mit großer Freude, da sie wussten, dass es mir sehr gut geht. Mit ein paar Lachern und guten Mutes tauschten wir die Radschuhe gegen die Laufschuhe und ich machte mich auf den Weg.
Exkurs: Mitte Juni war ich in einen Radunfall verwickelt. Mir wurde die Vorfahrt genommen und ich crashte ungebremst mit fast 35 km/h in die Seite eines Golfs. Ich konnte dann 3 Wochen kein Lauftraining absolvieren und war dementsprechend zurückhaltend. Vor dem Marathon hatte ich daher besonderen Respekt. Puls 150 auf den ersten 25 km und kein Schlag mehr, war meine Vorgabe. Als eher schlechter Läufer bin ich es gewohnt, in der Abschlussdisziplin im Triathlon "überlaufen" zu werden. Dieses mal war das anders. Ich wurde zwar von ein paar Athleten überholt, konnte aber im Gegenzug sogar einige Plätze gut machen. Die ersten 25 km des Marathons werden als "flach" bezeichnet. Das sind sie jedoch keineswegs. Es ist ein ständiges auf und ab, bevor es dann bis ins Ziel 1.700 Höhenmeter bergauf geht.
Gegen Ende des "Flachstückes" freute ich mich schon auf den Anstieg und den anderen Bewegungsablauf.
Der erste Teil des Anstiegs wird "Zombie Hill" genannt. Warum? Weil dieser Abschnitt so steil ist, dass alle so hochwackeln, wie Zombies und nur sehr wenige Athleten hier laufend unterwegs sind. Ab diesem Punkt war es auch erlaubt, dass man von seiner Support-Crew ständig begleitet wird. Christoph und ich bildeten somit das wahrscheinlich stärkste burgenländische Uphill-Duo, dass es bis dato gab. Die Kilometer verflogen und bei mir machte sich noch kein Anzeichen von Schwäche bemerkbar. Angespornt von den aufbauenden Zurufen meiner Freundin Laura ging es Meter um Meter dem Gipfel des Gaustatoppen entgegen.
Nach 37,5 km erreicht man einen Checkpoint. Hier wird die Strasse verlassen und man begibt sich auf einen steinigen, unwegsamen Trail. Ab hier gesellte sich Laura zu uns und wir waren zu dritt unterwegs. Ein unschlagbares Gespann.
Nachdem die ersten Meter auf dem Trail zurück gelegt waren, legte sich bei mir ein Schalter um und ich begann noch stärker zu pushen. Ich überholte die führende Frau, die mit meinem Schritt nicht mithalten konnte. So ging es dann weiter, über immer steileres Gelände. Mittlerweile hatte auch sehr starker Nebel eingesetzt und es gab keine Orientierung wie weit es noch bis ins Ziel ist.
Die letzten Höhenmeter ins Ziel konnte ich noch einen Sprint einlegen und überschritt mit großem Jubel die Ziellinie. Noch auf der Ziellinie konnte ich meine Liebe in den Arm nehmen und lange und leidenschaftlich küssen :) Diesen Moment werde ich niemals vergessen.
Unterm Strich: Auf die Laufperfomance - die 22. beste Laufzeit des Tages - bin ich besonders Stolz. Das Gesamtergebnis ist für mich überwältigend. Heute, einen Tag nach dem Bewerb, scheint es für mich immer noch wie ein Traum. 12h 49min Rennzeit, die vergangen sind wie ein Wimpernschlag.
Norseman - du verkörperst die Seele des Triathlons.
PS: Mehr Fotos vom Lauf gibts in ein paar Tagen!